Gedanken zum Monatsspruch Februar

Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte. 1. Kor. 7, 23

Die Leute nehmen das Wort „frei“ gern für sich in Anspruch; ganze Herden von Parteisklaven nennen sich so. Dabei kommt es mir vor, als hätten wir viel mehr Anlage,  jemandes Knecht zu sein. Am freiesten ist noch der, welcher sich dessen bewusst geworden ist, dass er Jesu Eigentum ist und dadurch nicht mehr von Menschen abhängt. Es passt nur lange nicht auf alle Gläubigen. Sehr viele bleiben trotzdem dabei, dass Jesus sie sich erkauft hat. Sklaven anderer frommer Menschen, oder Sklaven einer christlichen Partei. Wie weit wir im Banne solcher Gerechtsamen bleiben, so viel unserer Kraft und unserer Persönlichkeit geht für das eigentliche Reich Gottes verloren. Einer ist euer Meister: Christus! Wie viel leichter wäre das Zusammenleben und das gemeinsame Wirken, wenn weniger Menschenvergötterung, weniger Menschensklaverei störend dazwischenträte. Das, was wir von Jesus empfangen haben, trennt uns von den Brüdern nicht: das eint und hält uns zusammen. Nur Sünde und irrendes Menschenwesen spaltet und scheidet. Wenn die Endzeit die eine Herde unter einem Hirten aufzeigen soll, dann wird noch viel Menschenruhm zu Wasser werden, und Jesus uns immer mehr alles werden müssen.

                                                          (SAMUEL KELLER, DT., PROTEST. THEOLOGE)

Lieber Herr und Gott!  Wir törichten Kinder kleben wie versessen an andern Menschen. Mach uns innerlich in dem Grade von ihnen los, als du uns mit dir verbindest, und dann brauche uns wie ein Bindemittel, andere mit dir und nur dadurch mit uns zu verbinden.   Amen.

Gedanken zur Jahreslosung 2020

Jahreslosung 2020:
Ich glaube; hilf meinem Unglauben!
                                                                                     Markus 9, 24

Jesus war seine letzte Hoffnung, nachdem auch die Jünger seinem Sohn nicht hatten helfen können. Der verzweifelte Vater versucht es also noch einmal, jetzt bei Jesus selbst. Er ist sich nicht sicher, ob es diesmal klappt, aber er will es glauben. Deshalb rutscht es ihm raus: „Wenn du kannst…hilf uns!“
Wenn du kannst… Wenn du willst… Dein Wille geschehe…                                           Wie schwer ist es, zu vertrauen. Zu glauben. Zu beten. Nicht zu zweifeln. Nicht aufzuhören, Gott um Hilfe zu bitten, auch wenn das Erbetene nicht wie erhofft geschieht. Wenn Heilung ausbleibt.  Wenn der geliebte Mensch stirbt. Wenn die Macht der Zerstörung überall auf der Welt die Oberhand gewinnt. Wenn Gottes Wort scheinbar ins Leere hallt und immer weniger zur Kirche kommen.
Wenn du kannst… Wenn du willst… Dieser kleine stechende Zweifel – wahrscheinlich wird kein Christ ihn wirklich los. Dieses winzige Fragezeichen, dieser skeptische leise Unterton, der auch in so manchen übervorsichtig formulierten Fürbitten mitschwingt.  Wenn du kannst… Wenn du willst… Ja, er drängt sich auch in mein Gebet, dieser Zweifel, selbst wenn ich ihn nicht ausspreche. Wie der verzweifelte, wie der zweifelnde Vater, der kaum mehr an das Wunder zu glauben wagt. Und doch die Hoffnung nicht aufgegeben hat.
Wie oft habe ich Gottes Hilfe und Bewahrung schon erfahren! Ich vertraue Gott – und kann es doch nicht ganz. Wie schnell gebe ich auf beim Beten, halte nicht durch. Und fange wieder von vorn an.
Ja, ich glaube. Ich will glauben, dass Jesus mich liebt und mich hält, was immer passiert. Ich will ihm nahe sein. Ich will seinen Willen erkennen und auf sein Wort hören. Ich will glauben. So wie der verzweifelte und zweifelnde Vater. Und ich weiß, dass ich selbst dafür Jesu Hilfe brauche.
Der Vater des kranken Kindes, der mit viel Hoffnung und leisem Zweifel um Hilfe bittet, versteht Jesu Rüffel sofort, der seinen Zweifel aufdeckt. Und er erkennt im selben Moment, dass jetzt nur noch Ehrlichkeit hilft. Kein scheinheiliges: „Aber ich glaube doch!“ Kein relativierendes „Aber ich weiß doch, dass du es kannst, wenn du willst!“ Am Ende hilft nur der Schrei dieses Vaters: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Hilf mir, nicht zu zweifeln, sondern dir zu vertrauen, ganz und gar! Am Ende hilft nur das Eingeständnis, dass wir nicht mal glauben können ohne Gottes Hilfe. Und auch nicht ohne andere Menschen, die mit uns schreien: „Wir glauben; hilf unserem Unglauben!“ Ich will glauben, dass Gott helfen kann und will und wird. Ich vertraue darauf, dass er seine Verheißungen einlösen wird. Und ich weiß, dass ich mit meinem Kleinglauben und meinen Zweifeln bei ihm allein an der richtigen Stelle bin.
Doris Michel-Schmidt

Gedanken zum Monatsspruch November

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.

                                                        Hiob 19, 25

Die Leiden des Hiobs sind sprichwörtlich. Ihm wurde nicht nur alles an Besitz und Kindern genommen, sondern auch noch seine Gesundheit. Wobei sich „Gesundheit“ noch harmlos anhört. Er wurde tatsächlich mit einer schweren Form des Aussatzes geplagt, durch die er sich von den Menschen fernhalten musste. Seine Ehefrau wurde ihm zwar gelassen. Aber diese erwies sich nicht als Stütze, sondern als jemand, der Hiob dazu riet sich von Gott loszusagen und zu sterben. Auch seine Freunde waren für ihn alles andere als eine Hilfe. Dadurch wurde Hiob noch zusätzlich belastet. Ganz erstaunlich ist, dass Hiob, inmitten seiner Klage über seine unvorstellbare Notlage, ganz unvermittelt und scheinbar völlig unpassend, sagt, „aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ und sich danach zur Gewissheit der Auferstehung bekennt und dazu, dass er Gott, trotz allem, sehen wird. Das ist eine der Stellen, wo bereits im Alten Testament etwas von der Auferstehung aufleuchtet, was dann im Neuen Testament voll aufstrahlt. Keiner kann es sich wünschen, so wie Hiob, geplagt zu werden. Aber niemand ist davor sicher, nicht auch in eine ähnliche Lage zu kommen. Wir können Gott nur bitten uns hier zu bewahren und unseren Glauben nicht auf die Probe zu stellen. Was wir aber aus der Hiob-Geschichte lernen können ist, dass es sich lohnt, auch in den schwersten Lebenslagen, das Vertrauen auf Gott und den Glauben an IHN nicht wegzuwerfen. Viele Menschen, die Schweres und Schwerstes durchgemacht haben, konnten das alles nur bestehen, weil sie unerschütterlich am Glauben festhielten. Mir fallen hier die vielen Russlanddeutschen ein, die, weil sie Deutsche waren, verfolgt, verschleppt und versklavt wurden. Diese Menschen sind ein lebendiges Zeugnis für die Kraft des christlichen Glaubens. Selbstverständlich gibt es auch genügend andere Menschen, man denke an die weltweit verfolgten Christen, die in vergleichbaren Situationen im Glauben Kraft und Halt fanden und finden und dadurch zu lebendigen Zeugnissen wurden und werden. Bestehen konnte und kann hier aber nur, wer fest im Glauben verwurzelt ist und dem Wort Gottes vorbehaltlos glaubt. Wer das Wort Gottes relativiert und passend hinbiegt, hat insoweit weniger Überlebenschancen. Hier müssen wir uns fragen, inwieweit wir im Glauben gefestigt sind. Die Hiobgeschichte nimmt, ebenso wie bei vielen, die in der Vergangenheit Not und Verfolgung überlebt haben, ein gutes Ende: Gott gab dem Hiob am Ende doppelt so viel zurück, als er vorher hatte. Wir wollen für die weltweit bedrängten Christen beten, dass Gott auch hier entsprechende Zeichen, so wie damals bei Hiob, setzt.                                                                                                                                                                                                                   (Jörgen Bauer)