..1120
30. Oktober 2020
..12
20. November 2020

Gedanken zum Monatsspruch November 2020

Gott spricht: Sie werden weinend kommen,                                       aber ich will sie trösten und leiten.

                                                               Jer 31, 9

Hilfreicher Trost bedeutet vor allen Dingen Begleitung. Damals wie heute. Die
Formen der Begleitung mögen sich ändern; im Wesentlichen kommt es immer
darauf an, einem (oder mehreren) Menschen in herausfordernden Zeiten zur
Seite zu stehen, mit zu gehen oder einfach da zu sein.
Die Prophezeiung aus dem Jeremiabuch beschreibt auch Gottes Handeln mit
seinem Volk in ganz entsprechender Weise. Den aufgrund von Krieg, Flucht
und Vertreibung vermutlich mehrheitlich traumatisierten Menschen wird
zugesagt, dass sie getröstet werden, indem Gott sie leitet – was in diesem Fall
nichts Anderes als Begleitung heißt, wie bei einer Eskorte. Auf einer
assyrischen Reliefdarstellung aus dieser Zeit sieht man, wie Einwohner der
eroberten judäischen Stadt Lachisch von den neuen Machthabern aus ihrer
Heimat in eine ungewisse Zukunft abgeführt werden. Die Prophetie aus Jeremia
wirkt wie ein dazu als Kontrast gemaltes sprachliches Bild: „Ich bringe euch
wieder zurück, gehe neben euch her und schütze euch.“ Im vorherigen Vers
(Jer 31,8) bezieht sich dieses Versprechen ausdrücklich auf die
verwundbarsten Menschen der damaligen Situation: auf Blinde, Lahme,
Schwangere und junge Mütter. Die Rückführung der nach Babylon
Verschleppten wird mit ähnlichen Worten auch im Buch Jesaja angekündigt:
„Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden“ (Jes
55,12)“. Mit etwas anderer Betonung ist im Buch Hiob ist vom Geleiten des
Toten zum Grab die Rede (siehe Hi 21,32) – ein Ritual, das wir aus guten
Gründen bis heute pflegen, wenn wir jemanden „zu Grabe tragen“ und
zugleich damit die Angehörigen trösten.
Ob es um die gegenseitige Unterstützung im engsten Familienkreis, in der
Gemeinde oder vielleicht in einer Trauergruppe, in der sich die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenseitig von ihren Erfahrungen erzählen,
geht: Die Formen der Begleitung mögen sich wandeln – gute Beziehungen
zueinander sind in unserer heutigen Zeit, in der viele Menschen durch die
äußeren Umstände ganz auf sich selbst zurückgeworfen sind, wichtiger denn
je.
(Prof. Dr. Carsten Claußen, Theologische Hochschule Elstal)

 Herzliche Grüße und Euch eine gute Zeit
Euer Matthias